Karlstadt - Otto und Anna Herold Stiftung

Die Otto und Anna Herold Stiftung führt ein Pflegeheim in Karlstadt im lieblichen Main-Spessart Kreis, einem Weinbaugebiet etwa 30km nördlich von Würzburg.

Adresse

Kontakt

Die Otto und Anna Herold Stiftung rund um Heimleitung Elfriede Roth ist zu erreichen über:

Homepage: www.heroldstiftung.de

Email: herold-stiftung@klinikum-msp.de

Tel: 09353/983100 oder die Durchwahl von Frau Roth: 09353/9836010

 

Reisetagebuch von Alexander Popp

Tag 1

Ein super Start im Pflegeheim der Otto und Anna Herold Stiftung!

Nach entspannter Anreise bin ich heute morgen gut im Pflegeheim in Karlstadt angekommen.
Der Tag im Pflegeheim startete mit einer kurzen Besprechung mit Heimleiterin Frau Roth. Nach dem inspirierenden und sehr offenen Gespräch ging es für mich sofort weiter zur Sturzprävention, die ich mit der Therapeutin und zwei weiteren Praktikanten begleiten durfte. Natürlich machte ich alle Übungen mit und legte mich dabei voll ins Zeug, um mir bei den Herrschaften ehrwürdigen Alters ein paar Tricks in Sachen Gains abzuschauen. Tatsächlich kam ich beim gemeinsamen Training mit den Teilnehmern, deren Trainingsjahre ein Vielfaches meines Bizepsumfangs zählen etwas ins Schwitzen und rettete mich in ein Feld, in dem meine Erfahrung mit der ihren mithalten konnte: Ich zeigte ihnen ein paar meiner Jonglage-Tricks, die sie wiederum meisterhaft imitierten. Von diesem Musterbeispiel an Austausch zwischen Alt und Jung hungrig ging es weiter zum Essen, wo ich den von jahrzehntelangem Übertraining etwas Ausgelaugten bei der Stärkung assistierte. Was mich hier besonders begeisterte war die Art, wie eine der Pflegerinnen einer vom spätwinterlichen Wetter etwas deprimierten Dame mit etwas menschlicher Wärme und ein paar netten Geschichten aus der alten Heimat in Sekunden wieder ein glückliches Lächeln aufs Gesicht zauberte. Nach dem Essen machte ich mich daran, für meine großzügige Verpflegung mit etwas Arbeit zu danken und erledigte mit einem kleinen Trupp hochbetagter Kumpane die Wäsche. Die Beziehung zu meinen neuen Freunden im Gespräch vertiefend stieß ich auf eine Gitarre und konnte nicht anders, als sie zu einem Gesangswettbewerb zu fordern. Vernichtend geschlagen in der Textsicherheit der alten Volkslieder konnte ich einmal mehr nur mit offenem Munde staunen und von den alten Großmeistern lernen. So konnte ich mir endlich meinen langen Traum erfüllen, "Am Brunnen vor dem Tore" zu meinem Liederrepertoire zählen zu dürfen. Auch wenn ich es in den nächsten Tagen noch einige Male werde üben müssen, um auch nur in die Richtung meiner Vorbilder zu kommen. Diese sind unterdessen gnädig mit meinen Fehlern und tun so, als wüssten sie nichts davon, dass wir das Lied schon zusammen gesungen hätten. Um einer weiteren vernichtenden Niederlage zu entfliehen versuchte ich beim nachmittäglichen mobilen Kegeln überhaupt nicht erst, mich mit dem Jahrzehnte erprobten Können meiner Freunde zu messen, sondern wurde zum Spielleiter und unterstütze sie als Caddie bei ihrer Taktikwahl. Nachdem ich diese bedeutende Aufgabe vollendet hatte, konnte ich nun los ziehen, um ein bisschen die Umgebung zu erkunden. Ich schlenderte ein wenig am schönen Mainufer entlang, während ich meinen Studienkumpel, dessen Heimat ich gerade erkundete mit flachwitzigen Nachrichten zuspammte. Dann strebte ich zu meinem eigentlichen Tagesziel, der Karlsburg. Von dieser erhaben auf dem Berg liegenden Ruine genoss ich die wunderbare Aussicht über Karlstadt und machte mich auf meine letzte Etappe des Tages: Eine kleine Wanderschaft durch den Wald. In Erinnerung meines letzten derartigen Ausfluges bei meinem Care and Travel Aufenthalt in Wallerstein (https://www.facebook.com/CareandTravel/posts/130426334245157) schlenderte ich die Fäuste zur Abwehr von Wildschweinattacken erhoben meinen Weg entlang, doch diesmal kam es nicht zu einem Aufeinandertreffen von Mensch und Tier. Stattdessen bewegte mich der sich verdüsternde Himmel und grummelnde Magen zur Rückkehr in meine traute Bleibe, wo ich während meines Abendessens eine weitere schöne Unterhaltung genoss und nun im Bett liege und schreibe, um Euch von meinen Erfahrungen zu berichten. Alles in allem ein super Einstieg, der Lust auf die nächsten Tage macht!

Tag 2

Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll, aber da sich das ganz gut bewährt hat, beginne ich von vorne: Der morgen begann wie der letzte Abend aufhörte: Mit einem so monströsen Teller köstlichem Essen, dass uns wohl die Partnerpflegeheime durch Insolvenz verloren gingen, bliebe ich länger als ein paar Tage. Durch das königliche Mahl gestärkt begab ich mich wieder zur Singstunde mit meiner musikalischen Lehrmeisterin, von deren Liedergut wohl jede Jukebox kaum zu träumen wagt. Diesmal mit meiner eigenen Gitarre und im Gemeinschaftsraum wurden wir dabei von einem ganzen kleinen Chor betagter Herrschaften unterstützt, sodass ich mir heute gleich mehrere Lieder in verschiedenen Interpretationen aneignen konnte. Besonders angetan war ich davon, wie eine noch deutlich dementere Dame, die sonst kaum ein Wort sprach in unseren Gesang mit einstimmte. Teilweise führte sie die Zeilen fort, an denen alle anderen verzagten. Offensichtlich hat sie mehr vergessen, als ich je wusste und dennoch sähe ich bei einer Partie "Singstar 50er Jahre Volksmusik" mit einem Teleskop kein Land gegen sie. Einige der betagten Damen waren wohl von den Anforderungen, welche die Lieder an sie stellten so ermüdet, dass sie sich am Tisch ein kleines Nickerchen gönnten und in kurzen Wachphasen trotzdem textsicher blieben. Das musikalische Spiel setzte sich noch bis zum Mittagessen fort, bei dem ich mal wieder Gelegenheit hatte, den flink umherflitzenden Pflegekräften ein bisschen Arbeit abzunehmen. Aufs Neue übte ich meine kellnerischen Fähigkeiten und half danach den selben Damen wie am Vortag zu den nötigen Proteinen. Als die gut betagte Gesellschaft fertig gespeist hatte, war ich nun an der Reihe, das zweite Festmahl des Tages zu genießen. Hierbei hatte ich das Glück, den berührenden Klängen meiner mittlerweile vertrauten Gesangsgruppe zu lauschen, die nun vom nicht weniger talentierten Sohn unserer menschlichen Retrojukebox geleitet wurde. Unser späteres Spiel mit zwei Gitarren war auf jeden Fall einer der Höhepunkte meines Tages. Gegen Ende beschlossen wir, auch ein paar modernere Lieder einfließen zu lassen, um unser Publikum etwas musikalisch zu fordern. Dabei konnten der Sohn und ich uns vor Lachen kaum halten, als ich "Ayo Technology" zum Besten gab und die sehr herzliche Mutter die gesellschaftliche Distanz beunruhigend stark sinken lies. Zum Glück war sie des Englischen nicht mächtig genug, um die Botschaft des Liedes zu verstehen. Hoffe ich zumindest... Diese an Komik kaum zu übertreffende Szene wollte der ebenfalls schon berentete Sohn mit seinem Smartphone festhalten, was aber nicht perfekt gelang, sodass ich nun doch kein Video des Schauspiels mit Euch teilen kann. Erschöpft vom vielen Musizieren begab ich mich etwas später ins Pflegezimmer, wo eine hitzige Debatte über die aktuelle Entwicklung der Pflege entbrannte. Die Klagen über das überbürokratische System konnte ich nur zu gut verstehen. Mittlerweile wird viel zu oft nur wert darauf gelegt, dass alle Bögen und Formulare korrekt ausgefüllt sind. Eine Aktion nach der anderen muss man abhaken. Zähne putzen...check, Anziehen...check, Fenster öffnen...check, Rollladen öffnen...check. Selbst ein freundliche Berührung und positiver Zuspruch sind Aufgaben, die der moderne menschliche Pflegeroboter Punkt für Punkt abarbeiten muss. Ohne Frage ist es wichtig, dass all diese Aufgaben erfüllt werden. Das Traurige ist nur, dass es mittlerweile von den realitätsfernen Gesetzgebern wohl als wichtiger angesehen wird, eine einwandfreie Bürokratie und damit den Schein nach außen aufrecht zu halten, als den Pflegern die Möglichkeit zu geben sich auf ihre Bewohner in liebevoller und persönlicher Art und Weise einzulassen. Und genau das ist es, was diese Menschen dringend brauchen: Wahre Zuneigung, eine Beschäftigung mit ihrer persönlichen Biografie, durch die man sie auch in schlechten Zeiten aus ihren trüben Gedanken retten kann. Diese Art, sich auf einen Menschen einzulassen, kann man mit keinem Formular festhalten. Und so gut der Hintergedanke der Formulare auch sein mag, so raubt er den Pflegern leider viel zu oft die Zeit für das wahrhaft wichtige: Mensch zu sein und den Bewohnern ebenfalls das Gefühl zu geben, noch Mensch zu sein. Unter all den widrigen Umständen zur Zeit schafft es das Team in der Stiftung, allen voran ihre Stationsleitung, sich ihren Idealismus und ihre Menschenliebe aufrecht zu erhalten, wobei ich kaum in Worte fassen kann, wie hoch ich sie dafür schätze. Aufs Neue finde ich bei einer Reise mit Care and Travel Menschen, die sich zu absoluten Vorbildern an Persönlichkeit und Willensstärke für mich entwickeln. In unserem Gespräch werden wir von einer alten Dame unterbrochen, die leise weinend an der Tür vorbei läuft. Die Pflegerin eilt tröstend zu ihr und wir finden heraus, dass sie ihre Tochter vermisst, welche sie heute leider nicht besuchen kann. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass die Tochter arbeitet, was dem etwas löchrigen Gedächtnis der Dame jedoch entwichen ist. Da ich ja deutlich mehr Zeit habe als die Pflegerschaft nehme ich mich der Dame an und versuche sie mit dem Angebot eines kurzen Spazierganges aufzumuntern. Auf dem Weg versuche ich, etwas über sie zu erfahren, um daran anzuknüpfen und sie weiter aufzumuntern, doch sie weht ab und meint ich solle nicht so neugierig sein. Nach einem weiteren Versuch über ein anderes Thema akzeptiere ich ihren Wunsch zu schweigen und beginne selbst zu erzählen, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Über meine Wanderschaft des letzten Tages, Fußball, die Kätzchen, mit denen ich zu meiner Jugendzeit gespielt habe... Nach und nach gelingt es mir, durch meine Geschichten glückliche Erinnerungen in ihrer Vergangenheit wachzurufen, sodass sie nun doch ein bisschen von sich aus erzählt. So enden wir nach einer langen Unterhaltung über Familie und frühere Zeiten beide lächelnd auf ihrem Bett sitzend und müde, sodass ich sie mit ihren nun glücklichen Erinnerungen zurück lasse, um wieder etwas auf Wanderschaft zu gehen. Mein Weg startet am Main entlang, wo ich auf einen weiteren Fremden treffe, mit dem ich auf dem gemeinsamen Weg ein paar Geschichten austausche. Später wechsle ich dem Rat meines Wandererfreundes folgend auf die Weinberge, wo ich noch ein paar schöne Plätze und Felsen für eine kurze spontane Boulder-Session finde. Die Wanderung zieht sich noch ein paar Stunden, bis ich bei Dämmerung müde aber glücklich in mein Heim zurückkehre, wo ich mit einem Bewohner Fußball schauend mein Abendessen genieße. Dieser kleine Roman ist immernoch nur ein Bruchteil meiner Erfahrungen des heutigen Tages. Die wichtigste für mich jedoch war die Erkenntnis, warum mir Care and Travel so gut tut: Hier im Pflegeheim interessiert keinen, wie gut man im Studium ist und als Reisender mit Care and Travel muss man auch nicht funktionieren und seine Aufgabenliste abarbeiten. Die einzige Aufgabe hier: Mensch sein.

Tag 3

Wieder ist ein wunderschöner Tag vorbei. Heute etwas später wach frühstückte ich am Tisch mit meiner üblichen Gesangsgruppe, die mal wieder nur staunen konnte, wie viel Nahrung in einem einzigen Menschen verschwinden kann. Dabei begleitete mein Chor mein Mahl mit den üblichen Sprüchen wie "In lange Rippen passt was rein", "Der wächst ja noch" und "als ich noch jung war..." Nach einer heute etwas kürzeren Gesangsrunde zog ich mich zurück, um inspiriert von den vergangenen Tagen ein Lied zu schreiben. Als entstünden bei meinen Reisen mit Care and Travel auf magische Weise Lieder hatte ich mein Werk in etwa drei Stunden vollendet und ging wieder über in mein sonstiges Tagwerk. Heute freundete ich mich mit zwei weiteren Bewohnern an: Der eine ein begnadeter Maler. In Spanien aufgewachsen, hat mit Kindern, Enkeln und Urenkeln mittlerweile schon über 90 Jahre im Kreuz. Er erzählte davon, wie viel Glück er doch im Leben hatte und trotz seiner heutigen Erblindung strahlt er noch unglaubliche Lebensfreude und Dankbarkeit aus. Die andere eine Dame mit schweren Spasmen, die nur noch im Bett liegen kann und vermutlich wenig mitbekommt. Ich spielte für sie ein bisschen Gitarre und hielt eine Weile ihre Hand. Ob es ihr gefiel kann ich nicht sagen, doch falls sie noch etwas von ihrer Umwelt mitbekommt hat sie großes Glück, in diesem Pflegeheim gelandet zu sein, denn die Liebe, mit welche die Pflegerinnen sie behandeln ist unnachahmlich und weckt ein Gefühl großen Respekts in mir. Später zog ich mit meinem Chor am Main entlang und genoss den Klang der Wanderslieder, die meine Goldkehlchen nun zum richtigen Anlass sangen. Von der Wanderschaft und der etwas zu kurzen letzten Nacht ermüdet legte ich ein Mittagschläfchen ein, nach welchem ich noch eine kleine Runde alleine durch die Stadt drehte und schließlich müde und zufrieden im Beisein meiner Wanderfreunde mein Abendessen genoss. Als Abschluss des Tages feilte ich noch ein wenig am Text meines neuen Liedes und schreibe nun schon sehr müde und in Vorfreude auf morgen diese Zeilen.

Tag 4 - Der Abschied

Ein Abschied, wie er schöner kaum sein könnte #2

 Nach einer nicht so großen, aber erholsamen Mütze Schlaf startete ich in dem Morgen wie die letzten Tage auch schon:
Mit einer erfrischenden Dusche und anschließend einem schmackhaften Frühstück im Kreise meiner Lieben. Danach kam der Moment, auf den ich die ganze Woche hintrainiert hatte: Das abschließende Training mit meinen neuen Fitness Buddies. War mein Bizeps nun groß genug, um mit den alten Hasen mithalten zu können? Hatte ich durch meine stundenlangen Wanderung genug Stamina aufgebaut? Das Training startete vielversprechend. Immer langsame kontrollierte Bewegungen. Ich befolgte stets das Mantra, welches sie mir überliefert hatten: "Junge, die Technik und korrekte Ausführung sind wichtiger, als viele Wiederholungen" So gab ich mein Bestes! Ich kollabierte nur drei Mal und musste dabei nur ein mal weinen wie ein kleines Mädchen. Doch immer rappelte ich mich auf, sodass ich am Ende mit dem Support meiner Vorbilder das Training erfolgreich absolvierten. Tränen der Freude rannen mir über die Wangen, denn ich wusste: Eines Tages würde der zitternde Strang, welchen ich Bizeps schimpfe die Form der meiner Meister annehmen, bei deren Anblick ich noch immer vor Ehrfurcht erstarre. Als Dank für ihre Weisheiten machte ich ihnen noch einmal den Gaukler und belustigte die mit Jonglage und Possen, was mir zu meiner Freude sichtlich gelang. Vom Training erschöpft rettete ich mich zum Mittagessen, wobei die Küche mir aufs Neue einen kulinarischen Hochgenuss auf den Tisch zauberte. Ich plauderte noch etwas mit meinen Tischgesellen und zog mich schließlich zurück zu meinem blinden spanischen Freund. Dieser brachte mir in Rekordzeit für den Fall der Fälle die wichtigsten spanischen Redewendungen bei und um das ganze geistig zu verdauen legte ich ihm weiter Gesellschaft leistend ein kleines Nickerchen ein. Diesen Trick hatte ich auf zahlreichen Familienfesten von meinem eigenen Großvater gelernt. Durch das kleine Schläfchen wunderbar erholt war ich perfekt vorbereitet für den letzten Auftritt meiner Reise. Die Pflegerinnen hatten bereits begonnen, die Bewohner zu versammeln, um unsere gemeinsame Zeit mit einem Abschiedsgläschen Sekt zu feiern. Ich plauderte also noch ein bisschen wehmütig mit den Anwesenden, bis schließlich die ganze Gemeinde versammelt war. Also bedankte ich mich für die wundervolle Zeit, welche mir diese Menschen geschenkt hatten und da ich über die Woche so viel von ihnen lernen durfte, entschloss ich mich, ihnen zum Abschied noch etwas von meiner Geschichte mitzugeben. Also sang ich ihnen ein letztes Mal meine selbst geschriebenen Lieder, wobei ich jeweils die Geschichte dahinter erzählte und bei vielen ein glückliches Lächeln oder in Erinnerung versunkene Blicke erkannte, wenn sie sich mit meinen Erzählungen identifizierten. Als krönenden Abschluss trug ich das Lied vor, welches ich von meiner Zeit hier inspiriert geschrieben hatte. Dabei spielte ich vor allem für die wundervollen Pfleger, die ich hier kennenlernen durfte, denn das Lied ist mein Versuch ihre und meine Gefühle in Worte zu fassen. Das Lied trägt den Titel "Ich will doch nur Mensch sein" und beschreibt, wie man als Pfleger (oder Medizinstudent wie ich) doch eigentlich einfach nur Menschen helfen will, jedoch leider zu oft von zu viel Bürokratie und einem starren System daran gehindert wird. Oft fühlt man sich nur noch wie eine Maschine, die Befehl für Befehl seine Aufgaben abarbeiten soll und wie Bewohner in einem Seniorenheim oder Patienten auch oft nur noch als Diagnose oder kaputte Maschine gesehen werden, die es zu reparieren gilt. Dabei ist es doch für Patienten und insbesondere die alten Menschen in einem Seniorenheim von unheimlicher Bedeutung und Heilungskraft, wenn man selbst Mensch bleibt und sie als den Mensch behandelt, der sie sind. (Falls ich eine Möglichkeit finde, werde ich bald eine Aufnahme davon hochladen) Nach diesem Gänsehautmoment verabschiede und bedanke ich mich also nochmal bei jedem einzelnen Bewohner für die schöne Zeit, worauf sie mir wiederum ein Abschiedsständchen singen und sich die Gänsehaut auf meinem Körper einen dauerhaften Wohnsitz einzurichten scheint. Der theatralische Abgang gelingt mir dieses Mal jedoch nicht perfekt, da der Aufzug sich erst ein bisschen Zeit lässt und dann auch noch erst mal vorbei fährt um ein, zwei Strophen und drei, vier vom Singen erschöpfte Bewohner später mich doch endlich mitzunehmen und glücklich, aber mit einem weinenden Auge zurück in meine Heimat zu schicken. Wie schon meine letzte war diese Reise eine, die ich im Leben nicht missen wollte. All die lieben Menschen, in deren Geschichten ich eintauchen durfte haben mich für diese Zeit dem Stress des Studiums entrissen und mir meine Menschlichkeit wiedergebracht. Für diese Erfahrung bin ich all den Bewohnern, dem wundervollen Personal und auch der Heimleitung Frau Roth, die all das erst ermöglicht hat, zutiefst dankbar!